Parodontologie

Das Fachgebiet der Parodontologie beschäftigt sich mit der Vorbeugung (Prophylaxe), Erkennung (Diagnostik) und Behandlung von Erkrankungen des Zahnfleisches (Gingiva) sowie des gesamten Zahnhalteapparates (Parodont).

Was ist Parodontitis?

Die Parodontitis (im Volksmund „Parodontose“ genannt) ist eine Entzündung  des Zahnhalteapparates (Zahnfleisch und Knochen), die durch Bakterien und die Entzündungsreaktion des eigenen Körpers verursacht wird.  Diese, meist chronische und damit nicht immer schmerzhafte Erkrankung führt bei Nichtbehandlung zum Abbau des Kieferknochens, zur Zahnlockerung und letztlich zum Zahnverlust. Eine Parodontitis beginnt immer mit einer Gingivitis (Entzündung nur des Zahnfleisches). Symptome wie Zahnfleischbluten, Mundgeruch, verfärbter Zahnbelag und Änderung der Zahnstellung sind Alarmsignale, die vom Zahnarzt kontrolliert werden sollten.

Wir überprüfen bei unseren Patienten bereits ab dem 16. Lebensjahr regelmäßig im Rahmen des Parodontalen-Screening-Index (PSI) das Zahnfleisch auf Erkrankungen, um eine Parodontitis möglichst früh zu erkennen und die Folgen gering zu halten. 

Häufigkeit der Parodontitis

Die Parodontitis ist eine Volkskrankheit. Zirka 80 Prozent der Bevölkerung leiden an Parodontitis, wobei die Häufigkeit schwerer Parodontitis-Formen mit ca. 10 Millionen Fällen in Deutschland erschreckend hoch ist. In seltenen Fällen können bereits junge Erwachsene betroffen sein. Die Häufigkeit einer Gingivitis (Vorstufe der Parodontitis) beträgt bereits bei 18-jährigen über 90 Prozent!

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Folgen für die Allgemeine Gesundheit

Eine unbehandelte Parodontitis erhöht die Wahrscheinlichkeit für chronische Erkrankungen wie Diabetes (Zuckerkrankheit) und Herz-/Kreislauferkrankungen bzw. kann deren Verlauf verschärfen. In der Schwangerschaft ist das Risiko von Frühgeburten und niedrigem Geburtsgewicht erhöht. Die Schnittstelle von Zahnmedizin und Medizin zeigt sich in keiner anderen Fachrichtung der Zahnheilkunde so deutlich wie in der Parodontologie.

Parodontitis und Rauchen

Rauchen erhöht die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung einer Parodontitis. Die für die Parodontitis Therapie häufig notwendigen Zahnfleisch- und Knochentransplantationen sowie Implantationen von künstlichen Zahnwurzeln verheilen beim Raucher deutlich schlechter als beim Nichtraucher. Der Verlauf einer Parodontitis ist beim Raucher deutlich schwerer: Der Abbau von Gewebe erfolgt schneller. Die Zähne werden daher beim Raucher schneller locker und fallen eher aus. Es wäre also Zeit, auch deshalb mit dem Rauchen aufzuhören!

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Krankheitsverlauf einer Parodontitis

Gesundes Parodont:

festes rosa Zahnfleisch, kein Zahnfleischbluten, keine Zahnbeläge, kein Mundgeruch, Zahnwurzeln nicht freiliegend, Taschentiefen nicht erhöht.

 

                                   Bild 1

Gingivitis:

Zahnfleischränder rötlich/bläulich, Zahnfleischbluten, Zahnbeläge, leichter Mundgeruch, Wurzeln nicht freiliegend, Taschentiefen nicht erhöht, keine Zahnlockerung.

 

                                   Bild 2

Parodontitis:

Zahnfleischränder rötlich/bläulich, Zahnfleischbluten, Zahnbeläge, massiver Mundgeruch, Wurzeln freiliegend, Taschentiefen leicht bis massiv erhöht, leichte bis massive Zahnlockerung, Zahnverlust.

 

                                               Bild 3

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Therapie der Parodontitis

Eine Parodontitis kann nur durch eine konsequente und systematische Behandlung zum Stillstand gebracht werden. Das Prinzip ist dabei ganz einfach:

 

Die perfekte Reinigung aller Zähne!

 

Absolute Grundlage der Parodontitis-Therapie ist die vollständige Beseitigung aller Zahnbeläge, des sog. Biofilms, an allen Zähnen, in allen Zahnzwischenräumen und in allen Zahnfleischtaschen - ein Leben lang!!!

Die Aufgabe des Praxisteams (Prophylaxehelferin, Zahnarzt) besteht darin, dem Patienten die für ihn individuell optimale Mundhygiene beizubringen, Schmutznischen zu beseitigen (überstehende und undichte Kronen- oder Füllungsränder), alle Beläge zu entfernen und dafür zu sorgen, dass keine tieferen Zahnfleischtaschen übrig bleiben. Der Patient ist dazu aufgefordert, durch entsprechend konsequente tägliche Mundhygiene dafür zu sorgen, dass alle Zähne sauber bleiben. Das Praxisteam wiederum kontrolliert in regelmäßigen Abständen die Mundhygiene und hilft dem Patienten dabei, seine Zähne über viele Jahre sauber zu halten.

Zu Ihrer Übersicht gliedert sich eine Parodontitis Therapie in unserer Praxis meist wie folgt

1.         Diagnostik:

Im Rahmen der Zahnärztlichen Untersuchung wird der Parodontale-Screening-Index erhoben. Sie werden über den Befund informiert und über eventuell nötige Behandlungsmaßnahmen aufgeklärt.

2.         Hygienephase:

Im Rahmen der Professionellen Zahnreinigung kontrolliert die Prophylaxehelferin Ihre Mundhygiene. Sie zeigt Ihnen genau, wo Defizite bei der Mundhygiene sind und sucht die für Sie individuell optimalen Mundhygieneartikel aus (z.B. optimale Größe der Zahnzwischenraumbürstchen). Sie werden erfahren, wie Sie täglich Ihre Zähne und Ihr Zahnfleisch optimal sauber halten können. Anschließend werden alle Zähne an den erreichbaren Stellen oberhalb des Zahnfleisches gereinigt und gründlich poliert, so dass sich nicht so leicht neue Zahnbeläge bilden können. Zur Kariesprophylaxe werden die Zähne anschließend fluoridiert.

Nach 2-4 Wochen wird die Mundhygiene erneut kontrolliert. Gegebenenfalls wird nachgereinigt.

3.         Diagnostik:

Bei guter Mundhygiene wird die Tiefe aller Zahnfleischtaschen mit dem sogenannten Parodontal-Status ermittelt und dokumentiert. Es werden Röntgenbilder erstellt, um das Ausmaß des Knochenabbaus auch radiologisch zu überprüfen. Bei besonders fortgeschrittener Parodontitis kann es nötig sein, spezielle Bakterientests durchzuführen, um zusätzlich Antibiotika zur Behandlung besonders aggressiver Bakterien einzusetzen. Sie werden über die Befunde sowie weitere Therapiemaßnahmen informiert.

4.         Initiale Phase:

Unter lokaler Betäubung werden alle erreichbaren harten Auflagerungen und bakteriellen Beläge von den Wurzeloberflächen und aus den Zahnfleischtaschen mit Ultraschall und speziellen Handinstrumenten entfernt. Durch diese und die vorherigen Maßnahmen ist bereits ein Großteil der Bakterien entfernt. Die Entzündung des Zahnfleisches geht zurück.

5.         Zwischenkontrolle (Reevaluation):

Nach einigen Wochen wird erneut der Zustand Ihres Zahnfleischs beurteilt. In Abhängigkeit Ihrer Mundhygiene und Ihrer Zahnsteinneigung werden die, für Sie optimalen Zeitabstände der Nachreinigung im Sinne der Professionellen Zahnreinigung festgelegt, um Sie auch langfristig bei der Mundhygiene optimal zu unterstützen.

Sollte die bisherige Behandlung nicht ausreichen, um Ihre Zahnfleischtaschen zu beseitigen, werden weitere chirurgische Behandlungsschritte mit Ihnen besprochen.

6.         Korrektive (chirurgische) Phase:

Die chirurgische-/ korrektive Phase der Zahnfleischbehandlung hat zum Ziel, v.a. im Seitenzahnbereich tiefere Taschen zu eliminieren sowie im ästhetisch wichtigen Frontzahnbereich über sogenannte regenerative parodontal-chirurgische Maßnahmen Gewebe zu erhalten bzw. aufzubauen. Gerne beraten wir Sie dafür individuell.

 Sachliche Informationen erhalten Sie unter folgenden Links: